Das Rollenspiel: One day like no other...

"Ja. Sie sind meine kleinen unzuverlässigen Dummerchen", grinste ich und wir fanden uns zurück in meinem Büro. Nur etwas war anders...


Mitten im Raum stand ein Junge mit weißlichem Haar und dunkelbraunen Augen. Seine Kleidung bestand aus weiß und Goldfäden. Er hatte enorm große weiße Federflügel auf seinem Rücken. Und eins war klar: er sah alles andere als nett aus.

Ich musterte den Jungen kurz. Er sah wirklich grazil aus, wenn man das so sagen konnte, denn er hatte schon weit aus mehr ähnlichkeit mit einem Engel. Allerdings...seine Ausstrahlung passte nicht so recht zu seinem Aussehen, denn er schien wirklich keine netten Absichten zu haben, zumindest soweit es mein erster Blick beurteilen konnte.

"Wo warst du?" Seine Stimme war eisig kalt, und ich hob beide Hände. 

"Wo-ho, alles klar. Calm your dick. Ich hab ihr nur--"

"Es interessiert mich nicht, was du gemacht hast. Mich interessiert auch nicht, was in deinem Leben vorgeht." Er ging auf mich zu und baute sich dicht vor mich auf. Er war viel größer. "Es interessiert mich nur eins: wieso hast du mir nicht berichtet, als du sie gefunden hast?!"

"...najaaa..." Ich sah weg und rieb mir nervös über den rechten Oberarm.

"Ich höre?" Der Junge lehnte sich vor und ich lehnte mich zurück.

"Ähm..."

"Ja?"

"Also..."

"Drei, zwei..."

"Ich hab's vergessen." 

"Na wunderbar!" Er hob beide Arme in die Luft. Dann schnappte er mich bei dem Kragen meines Kleides und zog mich hoch, sodass ich auf den Zehenspitzen stand. "Wenn das noch ein Mal passiert, kannst du was erleben. Schlimm genug, dass der Verrat hauptsächlich durch dein Handeln in Gange gekommen ist! Ich sollte dich für mehrere Monate isolieren!" 

"Hey, es tut mir leid, okay?" Ich hatte immer noch die Hände in der Luft, als würde ich mich verteidigen. "Ich mach's nie wieder." 

"Das hoffe ich auch für dich!" 

Die Ansprache des Jungen war...überwältigend. Er konnte sich Authorität verschaffen, soviel war klar und die Macht die er mit der Zeit ausstrahlte, war ebenso wenig zu verachten.

Ich schaute mir das Ganze eine Zeit lang an, da er soviel autorität hatte, aber nicht zum Kreis gehörte, war für mich klar dass er der "Bote" sein musste. Offensichtlich konnte er ziemlich streng sein. Wirklich streng sein.

Kurz überlegte ich ob ich etwas sagen sollte oder versuchen sie zu verteidigen...doch vermutlich würde ich so nur ins Kreuzfeuer geraten...und wie ich es schon immer vorhatte...ich wollte keinen Ärger.

"Und ich hoffe auch, dass das bei dir angekommen ist, du Made."

"Alles in Ordnung, okay? Du brauchst mich nicht gleich beleidigen..."

Der Bote ließ mich nicht los, sondern verpasste mir einen Stoß und ich landete um die zehn Meter weiter auf dem Boden. 

"Das war für die freche Art."

"Ich merk schon...", murmelte ich und setzte mich langsam auf, um mir über den Kopf zu reiben. 

Der Bote wandte sich derweilen an Shinon. Seine braunen Augen studierten sie erst, nahmen jedes Detail auf, und erst dann verschränkte er die Arme und starrte ihr tief in die Augen. "So siehst du also aus. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich dich nicht vor einem Monat schon gefunden habe, es war mein Fehler. Ich dachte es sei ein Junge, den wir suchen. Doch nun stehst du da, untrainiert und unwissend. Das werden wir schon bereinigen. Ich bin der Bote, du hast sicher von mir gehört. Ich passe die erste Weile auf dich auf. Zeige Respekt und Anstand und wir werden keine Probleme haben." 

Ich zuckte leicht, als Caithe ein paar Meter weggestoßen wurde, sie tat mir schon ein wenig Leid. Doch als er mit ihr fertig war, widmete er sich mir zu, studierte mich genau und entschuldigte sich? Damit hatte ich nich wirklich gerechnet.

"Natürlich...Meister...Bote" Zwischen den Wörtern hatte ich eine Weile überlegt, ich wusste im Grunde nicht wie ich ihn ansprechen sollte, also schien mir diese Zusammenstellung als Sinnvoll. Ich verneigte mich noch leicht, als Zusatz und hoffte ihn mit der Anrede nicht beleidigt zu haben...immerhin war er ziemlich weit oben und ich wollte nicht neben Caithe auf dem Boden landen.

"Bote reicht vollkommen aus. Dein Training findet in zwanzig Minuten statt. Wenn du unpünktlich bist, läufst du zehn Minuten und machst dann 20 Liegestütz. Diese Übung wird danach siebzig Mal wiederholt." Er wandte sich um und breitete seine enormen Flügel aus. Er stieg in die Luft mit nur einem Schlag und war in einem weißlichen Licht verschwunden. 

Ich stand auf und gesellte mich zu ihr. "Ist er nicht nett?", fragte ich sie und fuhr mir mit beiden Händen durch die Zöpfe.

"Alles klar" Ich verneigte mich nochmals, ehe er verschwand. 700 Minuten laufen? 1400 Liegestütz? War der Typ nicht mehr Herr seiner selbst? Wie sollte man über 10 Stunden am Stück laufen? Ich starrte auf die Position wo er eben noch gestanden hatte.

"Nett? Ich fürchte das werden die 'besten' Monate überhaupt" meinte ich ziemlich sarkastisch und schaute sie danach an. "Geht es dir gut? Der hat dich ja ganz schön durchgeschüttelt."

"Den Gedanken hatte ich auch!", nickte ich. "Hat er dich leicht mit der Pünktlichkeitsbestrafung zugekleistert?" 

Auf ihre Frage nickte ich erneut. "Mir geht's gut. Meine Hüfte tut etwas weh, bin drauf gelandet. Krieg wahrscheinlich einen blauen Fleck. Aber es geht schon. - Willst du mein Trainingsgewand haben...? Sonst musst du 300 Strecksprünge machen. Und ja, er kann das. Wir nicht. Das ist unser Problem." 

"Ja hat er...zieht der das wirklich durch? Ich mein 10 Stunden laufen?? Da kippte ja selbst der schnellste Mensch bei um..." überlegte ich und schaute sie dabei an. Allerdings wechselte dann das Thema.

"Trainingsgewand? Inwiefern sieht das aus? Aber ja...ist wohl besser, hab wahrlich nicht Lust mich mit ihm zu verscherzen." erklärte ich und nickte dabei. Immerhin geht es ihr halbwegs gut...nicht das ich mir Sorgen machte. Aber im Moment war sie mir von den Verrückten hier noch am Sympatischten.

"Das war früher /seine/ Ausbildung. Die benutzt er gerne mal als Strafe", sagte ich ihr und ging hinüber zu meinen Schränken. Ich öffnete den einzigen ohne einen Buchstaben drauf und zog eine kleine Tasche hervor. "Hier. Fang." Ich warf sie ihr zu. "Du brauchst am Anfang die Kleider. Später musst du in deiner Uniform kämpfen, und wenn du das kannst, kannst du wieder zu Trainingskleidern wechseln, wenn du willst. Das ist quasi dann endlich mal deine eigene Wahl."

In dem Täschchen befanden sich ein schwarzes Tanktop, ein kurzärmliches, bauchfreies violettes Oberteil mit silbernen Rosen drauf, und eine kurze schwarze Sporthose. Weiter unten waren ein paar feste Laufschuhe mit Laufsocken und daneben schwarze Ballarinas mit weichen und dünnen naturfarbenen Strumpfsocken. Auf der Seite der Tasche konnte man eine 1-Liter Flasche einpacken. 

Ich schloss die Lade und ging wieder zu Shinon. Dann zeigte ich auf einen meiner Zöpfe. "Brauchst du auch ein Gummiband?" 

"Was ein Luxus..." meinte ich wieder mal etwas sarkastisch und nickte ihr dankbar zu, als sie mir eine Tasche mit den Sachen zu warf. Ich schaute kurz hinein und betrachtete die Sachen. Offensichtlich waren sie in meiner Größe, kaum verwunderlich, da Caithe und ich uns von der Größe her ziemlich ähnelten.

"Ich denke da gibt es umkleiden hm? Überhaupt, wo muss ich eigentlich hin? Die selbe Trainingshalle wie vorhin?"  fragte ich kurzerhand und schüttelte auf ihre letzte Frage den Kopf. "Danke, aber meine Haare sind kurz genug. In der Schule hab ich auch nie Gummibänder gebraucht."

"Nein, die andere Halle. Ich bring dich hin." Ich streckte die Arme in die Luft und schnippte dann mit dem Finger. Eine Tür erschien. "Du kannst die letzten zehn Minuten ja damit verbringen, dich drauf vorzubereiten. Das Aufwärmtraining ist nicht leicht. Wenn du was brauchst, rufst am liebsten Nick. Der weiß, wie man mit sowas umgeht. Und man muss sich doch helfen, nee?" Ich zwinkerte ihr freundlich zu.

Ich nickte und lächelte etwas, eher vor aufregung als alles andere. "Danke" meinte ich kurz, als die Tür erschien und sie anmerkte, dass ich bei Nick jederzeit Hilfe suchen konnte. Schließlich nickte ich kurz und ging hindurch. Auf der anderen Seite war noch gähnende Leere. Offensichtlich kam der Bote immer zur richtigen Zeit und nicht früher, aber er hatte ja schließlich auch die Mittel dazu. Ich suchte die Umgebung ab, ehe ich die Umkleiden fand und darauf zusteuerte. Es dauerte nicht lang, da war ich auch schon in meinem neuen Fummel. Er war recht leicht und man konnte sich darin wirklich gut bewegen. Ich ließ die Tasche im Raum, meine Uniform ordungsgemäß eingeräumt, ehe ich wieder in die Halle ging und abermals auf Caithe traf. "Sieht gar nicht mal so schlecht aus, auch wenn ich meine andere Kleidung besser fand...hier drin kann man sich aber gut bewegen." Die Hose war vielleicht ein wenig zuuu kurz, aber das machte mir eigentlich nichts aus. Ich sprang ein wenig hin und her um meine Muskeln wach zu kriegen...nach allem was ich gesehen hatte, würde es sicher nicht einfach werden. Pünktlich auf die Minute...erschien der Bote und ich hätte mich fast erschreckt als er plötzlich hinter mir stand.

"Die Hüpflinge sind immer die pünktlichen", war sein Kommentar zu Shinon, ehe er mich ansah. "Was machst du denn hier?" 

"Ich schau zu", antwortete ich und lächelte den Boten süß an, der jedoch zog nur eine Augenbraue hoch und kam auf mich zu. "Natürlich tust du das. Wie viele Stunden hast du denn schon?"

"Drei", sagte ich stolz und verschränkte die Arme. "In der Hinsicht auf Training kannst du mir nichts!"

"Aber auf Berichte. Hast du D schon abgearbeitet?"

"Ja, mir fehlt nur noch Seite 122."

"Die Lagerpläne?"

"Entworfen und abgegeben."

"Dein Ballkleid?" 

Ich öffnete den Mund, "....", und stieß die Luft wieder aus. "Oh, ja. Das muss ich noch anprobieren."

"Die Figur?"

"Muss ich auch noch..."

"Was machst du also hier?"

"Bis zum Ball sind's noch sechs Monate, chill doch bitte mal...", murmelte ich.

"Vertrauen?"

"...wie bitte?"

Plötzlich hob der Bote seine Hand und ein Schwert erschien darin. Es glänzte silber mit einem Griff aus Gold und roten Diamanten. Ein heiliges Schwert. Ein heiliges Schwert, das auf mich zukam.
Meine Handkette leuchtete auf und der Stab erschien in meinen Händen. Ich blockte den Angriff in Sekunden ab. 

"Daran müssen wir arbeiten."

"..." Ich schmollte.

"Nun zurück zu dir." Der Bote sah Shinon an. "Für den Anfang läufst du zehn Runden um das Pool." Dieses war zirka 10x20 Meter lang. "Ich werde dann deinen Puls prüfen." 

Die Beiden schienen sich ja wirklich dauerhaft zu bekeifen, aber solange die mich da nicht reinzogen....was der Bote wohl mit dem Ball meinte? Für sowas war ich nun wirklich nicht gemacht.

Als er mir den Befehl gab zu laufen, rannte ich los, umrundete zehnmal den Pool und blieb dann vor dem Boten stehen. Mein Atem war schneller geworden, doch zu anstrengend war es nicht.

Er nickte ihr zu, dann nahm er Shinons Hand und drückte gegen ihre Adern. Eine Weile herrschte Ruhe, dann sah er Shinon tief in die Augen mit seinen eigenen kalten. "Du scheinst viel zu verkraften. Mit dir kann man sicherlich mehr als mit Catherine anfangen. Ich möchte jetzt, dass du so viele Liegestützen machst, wie möglich. Zähl sie und sag mir das Ergebnis." 

Was eine Ehre...das sollte ich ihr besser nicht erzählen. Ich nickte sogleich auf die Aufforderung hin und ging in Liegestützposition. "1...2...3" begann ich zu zählen. Die ersten paar waren leicht. "16...17...18" Langsam wurde es schwerer. "31...32...33" Die Qual setzte ich....Seitenstiche vom zählen. Dennoch biss ich mich durch. "44...45...wahh" Ich rutschte etwas kraftlos zur Seite und keuchte leicht erschöpft. "45", wiederholte ich nochmal für deb Boten, ehe ich aufstand und abwartete, was er sagen würde.

Eine starke Hand ergriff Shinons Arm und zog sie in Sekunden auf die Beine. Der Bote ließ sie wieder los und verschränkte die Arme. "Das sind zu wenig. Du wirst ab jetzt jeden Tag eine Liegestütz mehr machen. Du fängst mit 46 an und übermorgen sind es 47. Zusätzlich werden wir deine Arme trainieren. 


Kannst du deinen Bauch und Rücken anspannen?" 


Ich, in der Zwischenzeit, lehnte gegen die nächstbeste Wand und sah zu. War nicht leicht, aber Nick konnte ihr da sicher helfen, wenn sie Hilfe brauchte.

Ich nickte vorsichtig, im Sportunterricht hatten wur das schon einmal gehabt, wenn auch nur flüchtig. Zur Demonstration spannte ich beides an, was allerdings ziemlich schwer war und vermutlich auch recht stümperhaft aussah. Entschuldigend presste ich die Luft aus meinem Körper, ehe ich diese Haltung nicht länger aufrecht erhalten konnte.

"Nochmal." War die Anforderung. Der Bote sah sich alles genau an, während er sein Schwert verschwinden ließ und ein Buch aus er Luft 'zauberte'. Er legte es gerade auf Shinons Kopf.

Nochmal spannte ich meinen Körper an und musste zu allem überfuss auch noch ein Buch auf meinem Kopf balancieren. Eine Minute ging das gut... auch die zweite, doch dann wackelte ich ausversehen, kam aus dem Konzept und das Buch krachte zu Boden.

"Heb es auf. Wir üben an deiner Balance." Der Bote zeigte auf einen er Schränke an den Wänden. "In diesem dort sind Seile. Du legst ein Seil auf den Boden und gehst auf ihm entlang. Vergiss das Buch nicht."

Sofort hob ich das Buch auf und befolgte seinen Anweisungen, besorgte das Seil und stelltr es als Linie auf dem Boden auf. Das Buch auf dem Kopf balancierend, ging ich langsam über das Seil. Ich brauchte einen Moment, doch schließlich erreichte ich die andere Seite ohne das Buch fallen zu lassen.

"Gut. Nun spanne es über dem Pool auf und mach dieselbe Übung nochmal", forderte der Bote, die Arme verschränkt und seine Arme verschränkt. 
Ich runzelte die Stirn und gesellte mich zu ihm. "Findest du das nicht etwas heftig?"
"Nein, wieso? Dir dabei zuzusehen war sehr lustig." Und dabei veränderte sich seine Miene kein bisschen.
"Trotzdem..."
"Widersprich mir nicht oder du machst es auch." 
"Gut! Ich mach's auch."