Das Rollenspiel: One day like no other...

Als der Auftritt vorbei war, klatschten wir laut und pfiffen und what-not, um Lee und Shinon zu zeigen, wie großartig sie waren. Danach wurde der Ball so weitergeführt, wie vorhin. Langsamere Musik wurde aufgelegt und ich und Lucien hatten sich zu Nick und Alex gesellt. "Lang nicht mehr gesehen", grinste ich Alex zu. "Siehst schick aus."
"Nichts im Vergleich zu dir", lächelte Alex. "Du siehst toll aus."
"Haben wir eigentlich was vor, heute Abend? Wie lange dauert der Ball?", fragte Nick.
"Bist drei oder so, glaub ich." Ich zuckte die Schultern. Lucien stand nur da und langweilte sich. Er mochte eben alle hier nicht.

Ausser Puste verließ ich die Bühne und nickte Lee kurz dankend zu, er hatte auch jetzt große Arbeit geleistet. Ich traf wieder auf Ed, der mir ebenso gratulierte, ehe wir zusammen auf Nick, Alex, Lucien und Cathie trafen. "Glaub nicht, dass noch groß was spannendes kommt. Die Meute tanzt sich aus und dann ist wohl Ende." vermutete ich, als die Frage aufkam.

"Ich könnte dich töten. Wäre das spannend für dich?", fragte Lucien Shinon und sah sie dabei mit eiskalten Augen an, obwohl sie doch gefährlich rot schimmerten. 
Ich rollte mit den Augen und zuckte die Schultern. "Sie hat vermutlich recht. Bleiben wir noch so ... bis drei oder so, und dann let's go." 

"Kannst es ja ruhig versuchen..." meinte ich und legte den Kopf schief, während ich ihn so anschaute...der Blick brachte meistens jeden zum kochen. Allerdings beließ ich es dann dabei und streckte mich leicht. "Das ist noch gut ne Stunde, will wer was zu trinken?" fragte ich freundlich und nahm die Bestellungen auf, ließ dafür dann aber Ed laufen...er wollte das eh machen und warum sollte ich mich bei solch hohen Maß an Freiwilligkeit die Füße wund laufen? Die Stöckelschuhe waren grausam genug.

"Das ist schön. Lass uns doch bitte kurz rausgeh-"
"Könntest du das lassen?", knurrte ich Lucien an und schnappte ihn beim Arm.
"Fass mich nicht an, Schwester!", zischte er und fasste mich grob beim Hals, ehe er mich quer durch den ganzen Raum warf. Ich landete im Endeffekt gegen eine Wand und auf der Bühne. Ich setzte mich stöhnend auf und legte eine Hand auf meinen Kopf. "Das hat wehgetan..."
"Und jetzt zu dir." Lucien sah Shinon an. "Ich bräuchte sowieso eine Seele. Es ist sicherlich besser, keinen Unschuldigen zu töten, dafür eine Auserwählte, die glaubt, sie sei besser als die, die über ihr stehen!"

Was zum...? Er legte Hand an seine eigene Schwester? Was war das denn bitte für ein Idiot...leicht besorgt schaute ich zu ihr und vergewisserte mich dass es ihr gut ging. Es war ruhig geworden im Raum und Ed hatte bereits eine Waffe in der Hand, doch ein kurzer Blick reichte und er steckte sie wieder weg. Ich legte den Kopf wieder schief und schaute ihn genauso gleichgültig an wie zuvor. "Du willst den Kreis damit beleidigen, dass du ihre Untergebenen aus purem Hass angreifst...ich hätte gedacht zu wärst schlauer." Ich schüttelte den Kopf. Ich sah keinen Sinn darin mich mit ihm auf einen Kampf einzulassen, vorallem da der Kreis anwesend war, es war eine Beleidigung und solange der Kreis nicht wollte dass ich ihn tötete, beherrschte ich mich.

"Der Kreis. Denkst du etwa ich habe Angst? Oder dass ich mich ihnen unterwerfen würde?"

In der Tat, der Kreis war still. Jeder war still in dem Raum. 

"Ich bin auf demselben Level wie sie. Du brauchst gar nicht glauben, dass ich mich um sie oder um dich schere. Ich zeig dir mal, wie viel sich jeder um dich schert." Und damit erschien ein Schatten hinter Shinon. Eine schwarze Gestalt, die nicht menschlich wirkte. Ein Geschöpf mit einem Säbel, welches mit Lichtgeschwindigkeit durch Shinons Körper gestoßen wurde. Egal, wie oft Ed es angegriffen hätte. Jeglicher Angriff ging ins Leere, als würde man mit Luft kämpfen. Der Säbel durchbrach Shinons Wirbelseule und schickte sie in einen sekundenschnellen Tod mit großen Schmerzen. 

Lucien ergriff ihr Kinn, und biss ihr in den Hals. Er nahm viel von ihrer Lebensenergie, bevor er abließ und sie auf den Boden fallen ließ. Das Geschöpf war verschwunden. "Ekelhaft." Und damit verließ auch er in einem schwarzen Nebel den Raum. 


Kapitel 5: Eine neue Ära

Eine Woche war seit dem Ball vergangen. Ich saß in Shinons Zimmer auf ihrem Bett, sie lag friedlich da und würde bald aufwachen. Macabre hatte ihren Körper heilen können und der Kreis hatte ihr neues Leben geschenkt. Gott sei Dank... Nun lag sie schon seit einer Woche quasi wie im Koma, atmete aber normal und war stabil.
Ich seufzte und lehnte mich etwas zurück. "Komm schon... Wach auf. Bitte, Shin..." 

Fühlte sich so der Tod an? Ich öffnete zaghaft die Augen...ich befand mich in einem Ödland...totes Land ohne jegliche Pflanzen. Der staubige Boden unter mir schien verbrannt und wirkte so unreal. Das Totenreich hatte ich mir anders vorgestellt. Ein Ton glitt an mein Ohr...war das ein Instrument? Klang wie eine Mundharmonika. Die Melodie kam mir seltsam vertraut vor und weckte in mir ein wohlig warmes Gefühl. Ich drehte mich um, dahin woher dieser Ton kam, denn er war plötzlich so nahe. Ich erschrak...denn vor mir stand ein Mann, wie ein Cowboy gekleidet lehnte er an einem Gegenstand, dass ich als Schwert identifizieren konnte. Er hatte beide Hände um die Mundharmonika gelegt und spielte "Das Lied von Tod" - welch passendes Stück für diese Situation.

Bild:

Ich hörte ihm zu, die Melodie fazinierte mich, ehe er schließlich endete, seinen Hut nach oben zog und mich anschaute.

"Wer bist du?" wollte ich wissen, doch er schaute mich nur starr an. "Fast hätten wir das selbe Schicksal geteilt...Schicksal...ist ein Zweischneidiges-Schwert, du entkommst ihr nicht." Seine Stimme war rau, er war vermutlich nahe an den 30 Jahren dran, sein Drei-Tage-Bart ließ ihn jedoch älter wirken

Er spielte wieder das Lied von vorne. Und ich musterte ihn. "Wer bist du?" wiederholte ich und wieder dauerte es ein ganzes Lied, bis er mich wieder beachtete. "Ich heiße Yasuo...wir werden uns schon sehr bald kennenlernen. Die Welt ist wie Musik, voller Schwingungen und im Rhythmus getaktet." Danach war er still und spielte nur noch, gleich was für Fragen ich stellte. Ich legte mich daneben und hörte ihm zu...bis ich einschlief.

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Eine Stimme weckte mein Bewusstsein aus der schwarzen Tiefe und langsam zuckte ich hin und her. Ich war noch sehr benommen, sah, als die Augen öffnete alles schwammig. Ich lag unter der Decke und spürte wie ich nur noch mit Unterhose und Shirt bekleidet war. Mein Blick schweifte ein wenig ziellos durch die Gegend, ehe er auf Cathie stehen blieb. "C-Cathie?" fragte ich mit schwacher Stimme, meine Kehle war trocken und so wie es sich anfühlte, hatte ich Tage lang nichts anständiges mehr in den Magen bekommen.

"Aw, Shin, du bist wach!" Ich hob sie hoch und drückte sie. "Ich hatte so Angst, dass du wirklich tot bist! Das war so schlimm! Du warst eine ganze verfickte Woche nicht da!! DU LUDER!!" Ich versteckte mein Gesicht in ihrer Schulter und Tränen der Freude zierten meine Wangen. Ich war einfach so überglücklich.

In meinem Kopf drehte sich alles, doch ich lächelte sanft, als sie mich anhob und drückte. "Tod? Was ist denn passiert?..." wollte ich wissen, mein Gedächtnis war total hin und her zerrissen, wussten nicht was während des Balls passiert war und konnte mich nur wage an wenige Details erinnern. Dennoch, ich nahm sie zunächst in die Arme und drückte sie auch. "Ist ja gut...shh" meinte ich leise und streichelte über ihre Haare. Es rührte mich, wie große Sorgen sie sich um mich gemacht hatte...

"Lucien hat dich umgebracht... Der Kreis hat dich wiederbelebt... Macabre hat drei Tage gebraucht, um deine Wirbelsäule zu heilen! Ich hab geglaubt, ich seh dich nie wieder!", weinte ich in ihre Schulter und krallte mich in das Shirt. Ich war so froh, so glücklich, es war so eine traurig-überglücklich-frohe Situation!

"..." Ich strich ihr weiterhin durch die Haare. "Ich erinner mich...e-es tut mir leid...ich hätte ihn nicht provozieren dürfen." erklärte ich leise und traurig. Wegen mir hatte sie sich nun solche Sorgen machen müssen und bestimmt hielt der Kreis nun auch noch weniger von mir, als ohnehin schon...verdammt warum konnte ich nicht einmal meine Klappe halten?

"Ist doch egal! Du bist da und deshalb ist alles egal, okay?" Ich ließ sie los und lächelte sie glücklich wie eine Katze mit Katzenminze an. "Halt dich bloß von solchen Arschlöchern fern, ja? Versprich mir das..." 

Sie war, einfach unglaublich. Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie mir nicht verzeihen würde. Vielleicht tat sie das ja auch gar nicht und versuchte alles zu verdrängen, doch ich tat sicher nicht gut daran sie weiter daran zu erinnern. "Versprochen" Ich versuchte etwas mehr zu lächeln, doch sofort verzog ich das Gesicht. Meine Lippen waren so trocken, dass jede Bewegung tierisch weh tat. "Verflucht..." schimpfte ich leise und fasste an meine leicht rissigen Lippen.

"Ich hol dir was zu essen und trinken", bot ich mich an und stand auf. "Willst du auch 'ne heiße Schoki? Alex hat auch Cookies gemacht. Wir wollten alle schauen, dass wir was haben, wenn du wieder aufwachst." 

"Danke...das ist voll süß von euch...", begann ich und vergrub mein Gesicht unter der Decke. Ich hatte Tränen in den Augen. Alle kümmerten sich hier so liebevoll um mich, als wären sie meine Familie und richtig betrachtet waren sie das auch. Sie waren alles was ich hatte, sie waren die Menschen die ich mochte, mit denen ich gerne zusammen war. Ich musste sie alle enttäuscht haben.

"Ich hol die Truppe mal, nee?" Sagte ich und verschwand kurzerhand. Nur ein paar Minuten später waren alle im Raum: Andi, Leo, Alex, Nick, Lee, Niki, Markus und ich. Aber bevor ich Shinon eine heiße Schokolade geben konnte, umarmten die alle sie erstmal.
"Du bist wieder da!"
"Das ist toll!"
"Wir haben dich sooo sehr vermisst!!"

Ich nickte und als sie verschwand wischte ich mir die Tränen weg, lehnte mich zurück und starrte an die Decke. Doch es dauerte nur ein paar Minuten...da waren alle aus den Gruppen da. Ich ließ mich umarmen, selbst wenn ich es nicht gewollt hätte, mir war es kaum möglich mich zu wehren, dafür hatte ich noch zu wenig Kraft. Verlegen lächelte ich auf die Kommentare hin, ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, ich fühlte mich sooo glücklich. Es war wie ein Traum, eine Fantasywelt, wo man sich geborgen und geliebt fühlte. Diese Welt war real. "D-Danke...euch allen." gab ich leise von mir und kostete etwas von der heißen Schokolade. Ich spürte nicht mal die Wärme an meinen Lippen, weshalb ich recht viel davon trank, bin ich wieder ein Gefühl in meinem Mundraum und den Lippen entwickelt hatte.

Nur kurze Zeit später ließ sich auch Macabre blicken, obwohl er recht müde aussah. "Morgen", sagte er Shin und setzte sich neben sie, um sie zu umarmen. "Du warst tot ein bisschen hübscher, aber lebend gefällst du mir besser." 

Als er diesen Kommentar abließ schaute ich ihn mit einem Blick an, der hätte töten können. "Du hast mich auch auf deinen Bildern veredelt, oder?" Dieser kleine Rabauke. Aber natürlich konnte ich ihm nicht böse sein, weshalb meine Züge sanft wurden und ich ihn anlächelte.

"Sei froh, dass ich kein Mörder bin", schmollte er. "Und das Portrait ist schön geworden."
"Wie wär's, wenn wir uns so'ne riesen Pizza holen!", schlug Nick vor, Alex schüttelte nur den Kopf. Er sah aber sogar noch in normalen Jungenklamotten mädchenhaft aus. "Aber Schatz, wir haben doch Kekse und Kakao. Nicht, dass wir uns übergeben!"
"Ich übergeb mich NIE!", grinste Nick.

Mein Magen knurrte. Eine Woche ohne essen...oder zumindest nur künstliche Infusionskacke...waren eine lange Zeit und als ich Pizza hörte, lief mir die Spucke im Mund zusammen. Ich hatte noch nie so großen Hunger gehabt, normalerweise aß ich ja auch nicht viel.

"Na komm schon, Baaaaabe..." Nick legte einen Arm um Alex' Taille. "WER IST FÜR PIZZA!?"
"ICH!", riefen wir alle im Chor und Nick grinste seinen Freund an. Alex seufzte und kicherte dann: "Gut, gut... Ich bestell eine." 

Das Chor verebbte und natürlich hatte ich mitgerufen, immerhin plagte mich der Hunger wohl am Meisten. Ich grinste etwas, war immer wieder lustig, wie die Beziehungen standen, wie die Leute hier mit einander umgingen. Es war Herzerwärmend. "Die Pizza geht auf meine Rechnung, klar?", lächelte ich, meinte es aber durchaus ernst und würde mich davon auch nicht abbringen lassen. Es war nur eine kleine Geste, doch ich wollte diese Sache wieder gut machen.

"Siehst du?", sagte Nick zu Alex. "Noch besser!" 
Alex seufzte und ging dann zu Shinon rüber. "Alles klar. Was willst du draufhaben?"
"Ich will Salami!", sagte ich ihm gleich. 
"Schinken!"
"Viiiel Käse!"
"Ein HAUFEN Mais!"
"Gaaaanz viel Mozarella!" 

Alex suchte nach einem Blatt und fische einen kleinen Block aus seiner Hosentasche. Er schrieb das alles auf und sah dann noch Shinon an.