Das Rollenspiel: One day like no other...

Pool? Natoll...sollte ich mir die Dusche ersparen oder wie? Ich spannte das Seil, schaute dabei Caithe ungläubig an...sie wollte auch? Mich kümmerte es weniger, während ich an den Start ging und zusammen mit Herr Buch versuchte rüber zu kommen. Die erste Hälfte war geschafft, doch dann...platsch. Das Wasser war Arschkalt und frierend rettete ich mich an den poolrand.

"Geht's?", fragte ich, als ich an den Start ging. Ich streckte die Arme aus und ging das Seil entlang hinüber zum anderen Ende. 
Der Bote sah Shinon streng an. "An den Start, sofort. Du machst das solange, bis du es kannst. Dann machen wir weiter." 
Ich dagegen streckte Shinon eine Hand entgegen. "Soll ich dir raushelfen?"

Ich nickte und nahm dankbar die Hilfe an. "Danke" meinte ich und ging zum start um es nochmals zu probieren. Tatsächlich klappte es mit dem Buch erst nach dem dritten Fehlschlag. Außer Atem kam ich auf der anderen Seite an.

"Na wenigstens das lief am Ende gut." Der Bote winkte Shinon zu sich, ehe er ihr sagte: "Du räumst das Seil weg und machst weiter mit den Anspannungen. Das Buch bleibt auf deinem Kopf." 

Ich nickte, brachte das Seil zurück in den Schrank, ehe ich das Buch aufsetzte und meinen Körper anspannte...soweit sogut.

Der Bote beobachtete alles. Nach drei Minuten wandte er sich um und zeigte auf den Poolrand. "Geh dort entlang. Spann immer wieder deine Muskeln an." 

Ich nickte und beeilte mich zum Poolrand zu kommen. Sofort nahm ich das Buch auf den Kopf und balancierte entlang des Randes, wobei ich wie befohlen immer wieder die Muskeln anspannte. Gar nicht so eine einfache Aufgabe, doch ich schaffte es ohne das Buch fallen zu lassen oder ins Becken zu plumsen. Zugegeben, er erwartete wohl noch nicht allzuviel von mir, und das mochte auch zum Teil stimmen. Aber soo unsportlich war ich nicht...nur untrainiert.

Nachdem das Aufwärmtraining endlich beendet war, hatte Shinon zwei weitere Stunden mit allem möglichen an Krafttraining verbraucht. Am Ende sagte der Bote zu ihr: "Du musst dich schnellstmöglich steigern. Unser Ziel ist ein Monat. Ich hoffe, du bist bereit." Damit verabschiedete er sich und verschwand. 
Shinon blieb alleine in der Halle zurück. Es war 22:34 Uhr.

Total Erschöpft lag ich am Ende des Trainings auf dem Boden und keuchte schwer. Das war wirklich das anstrengendste Training, was ich bisher mitmachen musste. Der Bote verabschiedete sich und ich blieb allein auf dem Hallenboden liegen. Ein Monat?? Ein verdammter Monat? Der Kerl war doch wahnsinnig. Meine Knochen taten wirklich weh, aber irgendwie tat die Auslastung auch gut, hatte etwas befreiendes - aber das Gefühl hatte ich beim Sport eh öfters.

Ein paar Minuten später stand ich dann auf und begab mich in die Umkleide, zog mich aus und ging anschließend unter die Dusche, die sich dort auch befand. Das warme Wasser lief wie eine Wohltat an meinem Körper hinab und ich hätte ewig dadrunter sein können. Tatsächlich waren es dann doch nur 30 Minuten. Ich trocknete mich mit einem Handtuch ab, welches auch in der Tasche lag und zog mir schließlich meine normalen Sachen wieder über, richtete meine Haare und erschuf ein Portal.

Caithe war die Einzige, die mir im Moment in den Sinn kam. Welten hatte ich ja noch keine und mein eigenes Zimmer auch nicht, also musste sie herhalten. Ich tauchte hinter ihr auf und ließ das Portal durch ein "Plopp" verschwinden. "Das war anstrengend...und das muss ich jetzt fast jeden Tag machen?" seufzte ich zur Begrüßung und stellte die Tasche in eine Ecke. Ich wusste ja nicht mal ob ich mein eigenes Trainingsgewand noch bekommen würde. "Danke übrigens nochmal" bedankte ich mich kurz bei ihr...sie hatte mir seit wir hier waren die ganze Zeit geholfen und das wusste ich zu schätzen.

"SHIN!" Ich wäre am liebsten vor Schreck aus dem Fenster gehüpft, ließ dann aber doch nur die Tastatur los und lehnte mich in meinem Computersessel zurück. Ich nahm einen tiefen Atemuzug. "Mann... erschreck mich nicht so. War's so schlimm? Und ja, das ist tägliches Training. Ich schlage dir vor, ein paar von den Sachen zuhause auch zu machen. Hat mir sehr geholfen damals."

Ich sah wieder auf den Bildschirm vor mir und tippte etwas in einen der hunderttausend Balken auf dem Screen ein. Dann drückte ich Enter und nahm das Zeichentablett wieder her. Auf dem Bildschirm daneben befand sich ein Armband mit einem roten Edelstein drauf. Ich zeichnete die Lichteffekte mit Weiß ein, dann ging ich wieder zur Tastatur und gab Größe und Gewicht ein. Dann nahm ich den Block, der auf der anderen Seite lag und schrieb mir das auf.

Verlegen rieb ich mir etwas den Hinterkopf, ich wollte sie ja immerhin nich erschrecken. "Tut mir leid" entschuldigte ich mich und lächelte etwas. Ihr Vorschlag bei mir zuhause zu üben, nahm ich recht ernst, vermutlich würde es mir wirklich helfen, zumindest am Anfang.

Interessiert schaute ich ihr jedoch bei der Arbeit zu, so verfeinerte sie offensichtlich ihre Welt, sie war ziemlich vertieft darin und auch wenn ich manche Zeichnungen nicht ganz verstand, lebte sie in ihren eigenen Vorstellungen. "So funktioniert das also mit dem 'erschaffen'?" fragte ich neugierig und schaute ihr über die Schultern.

"Ja, bei mir jedenfalls", sagte ich, während ich mit dem Sessel zu dem vierten Bildschirm hinüberrollte und dort mit der Tastatur etwas aufschrieb, ein ganzes Formular ausfüllte. Blitzschnell schrieb ich ohne auf die Tastatur zu schauen. "Macabre zeichnet, was er erschafft. Ich mache es so. Ich simuliere es." 

"Kann man sich die Methode aussuchen? Oder ist das einfach schon vorbestimm?" wollte ich wissen und folgte ihr mit meinem Blick. Ziemlich verwirrend und Komplex, aber auch Zielführend. Ich kannte mich eigentlich relativ gut mit Technik aus, aber sich in ein System - vorallem ein sehr individuelles - einzuarbeiten konnte dauern...lange dauern. "Ich schätze mal, man kann Stunden damit verbringen an seiner Welt zu arbeiten..." Ich seufzte...damit hatte ich im Moment einfach nichts zu tun und konnte einfach nur dastehen und ihr zuschauen.

"Du hast eine Methode. Die kriegst du bei deiner Geburt und kannst sie mit dem Erhalten deiner Waffe einsetzen", erklärte ich, füllte das Formular fertig aus und rollte dann wieder zu der 3D Zeichnung des Armbandes. Ich starrte den Stein kurz an, ehe ich ihn etwas vergrößerte. Als nächstes schnappte ich mir wieder die Tastatur links und schrieb auf dem schwarzen Bildschirm mit grüner Schrift. 

Dann drückte ich Enter. 

Mein Drucker fing an zu arbeiten. Ich drehte mich mit dem Sessel zu ihr um. "Naja, Stunden... Ja, schon. Ziemlich. Besonders, weil die Zeit hier irre schnell vergeht." 

"Du sagtest ja selbst, dass wir Auserwählten viel Freizeit hätten..." meinte ich und tänzelte schwankend von einem Bein aufs andere. Ich war müde, zum einen weil es ein wirklich außergewöhnlich komischer Tag gewesen war, zum anderen hatte das Training ebenso dazu beigetragen. Hunger und Durst waren das Result tat und ich hing nur noch schlaff wie eine Kartoffel in ihrem Zimmer rum. "Wie funktioniert das eigentlich mit dem Schlafen? Ich mein...während es in unserer echten Welt Nacht ist, sind wir ja hier...im Grunde schlafen wir nie. Oder regenerieren sich unsere Körper in Abwesenheit?" Das war die einzige logische Erklärung die ich im Moment hatte.

"Die Körper schlafen wenn unser Geist nicht da ist", erklärte ich und spielte mich mit ein paar Strähnen meines dunkelbraunen Haars. "Wir haben viel Freizeit. Ist ja deine Entscheidung, ob du arbeitest oder nicht. Die Welten entwickeln sich nur nach deiner Freude. Ob du Bock hast. Ich wurde gebeten, das Armband zu machen. Es wird alles leichter gestalten für Midnight.


Abgesehen davon musst du dir denken, dass Freizeit durch Kämpfe auch draufgehen kann. Du solltest gar nicht müde sein, aber vielleicht bist du es, weil du den Körper noch nie benutzt hast. Der schläft dann, während du in deinem anderen steckst, im ersten Universum. Du bist also nie müde hier. Außer nach dem Training und nach Kämpfen. Aber das bessert sich nach einer Weile. Essen und Trinken kannst du eh, so oft du willst. Soll ich dir was geben? Ich pack mir immer Sandwiches ein und Cola und Wasser." 

"Das wäre nett...ich hab wirklich noch absolut keine Ahnung wie hier alles funktioniert..." gab ich zu und seufzte etwas. Tage würden vergehen, bis ich alles kannte und wirklich Lust darauf die 'Neue' zu sein, hatte ich auch nicht unbedingt, aber sicher würde sich das bald ändern. Allerdings wechselte ich dann das Thema. "Kämpfe? Meinst du die Androiden oder wie? Greifen die oft an?" Bisher hatte ich nur Marie kennenlernen dürfen...und das Christopher nun auch einer war, wusste ich ebenso, aber mehr hatte man mir über sie bisher auch nicht erklärt.

"Auf dem Weg. Setz dich auf meinen Sessel, du Arme." Ich stand auf und ging hinüber zu den Schränken. Ich bückte mich, um die letzte und nicht so gut gesehene Lade zu öffnen, in der ein kleiner Kühlschrank war. Ich nahm eine Flasche Wasser und ein Sandwich heraus. Dann schloss ich die Lade wieder und kam zu ihr zurück. Ich händigte ihr das Essen und Trinken aus. "Ja. Die kämpfen aber nur mit einzelnen von uns. Wir sind ja neun und die nur drei. Wäre dumm von denen, uns alle anzugreifen." 

Ich schüttelte leicht den Kopf...schwächlich wirken wollte ich nun wirklich nicht, weshalb ich stehen blieb, aber dennoch dankbar das Wasser und das Essen annahm. Die Flasche war in einem Zug entleert und das Sandwich auch recht schnell aufgegessen...doch es hatte wirklich gut getan. "Klug, wenn auch bisschen unfair, hm? Wenn die sich einzelne rauspicken und dann zu dritt raufgehen..." Ich glaubte nicht, dass die Androiden sowas wie Ehre besaßen und sich eins gegen eins stellten. Der Sieg war das Entscheidene.

"Natürlich ist es unfair, aber es ist einfacher. Und Marie kämpft doch eh die ganze Zeit allein, da gibt's nichts, was irgendwie an Regeln rankommt. Entweder es will dich jemand, oder du wirst von allen Seiten überrollt." Ich zuckte mit den Schultern. "Das mit dem von allen Seiten überrollt werden ist aber recht unschön... Jedenfalls in der Öffentlichkeit, wenn du nicht kämpfen darfst mit deiner Waffe. Sie sind, genauso wie wir, alleine aufgeschmissen. Sie brauchen einen Partner. Wir auch." 

"Öffentlichkeit? Davon hat mir auch niemand was gesagt...warum ist das so?" wollte ich wissen und seufzte. Na toll...wenn ich mal wieder von Marie angegriffen werde, musste ich sie freundlich bitten, den Kampf doch woanders fortzuführen. WER HAT SICH DIESEN SCHWACHSINN AUSGEDACHT? *hust* natürlich...der Kreis. Der ehrenwerte Kreis. Wenigstens konnten sie meine Gedanken noch nicht lesen. "Ich schätze dann ist es ganz gut, dass wir auf die selbe Schule gehen" erwähnte ich kurz und runzelte die Stirn dabei.

"Wenn jemand deine Kräfte sieht, musst du sie abgeben und dein Gedächtnis wird gelöscht. Auch das Gedächtnis von den Leuten, die es gesehen haben, natürlich. Aber sowas ist total aufwendig. Wenn die Leute erfahren, dass es so jemand wie uns gibt, bricht alles zusammen." 

Dann sah ich sie etwas verwirrt an, ehe ich nickte. "Ahja, wir gehen ja auf dieselbe Schule... Genau... Hab ich fast vergessen. Ich weiß aber nicht, wie lange. Ich hab dich ja gefunden." 

"Versteht sich...aber ich denke mal das ist nur in der echten Welt so hm? Unsere eigenen Welten sind ja von uns erschaffen und demnach ist eine Verheimlichung ausgeschlossen." schlussfolgerte ich daraufhin und schob den Schal nach oben, um nachzudenken. "Wieso eigentlich das ständige versetzt werden?" Ganz verstehen tat ich es nicht. "Achja weißt du wie spät es ist? Möchte nur ungern den Unterricht morgen verpassen, wir schreiben ne Klausur in der ersten Stunde..." erklärte ich und gähnte leise.

"Du wachst um punkt fünf auf", beruhigte ich sie, dann runzelte ich die Stirn. "Sie kommen und gehen. Ob du sie spürst oder nicht, hängt von deinem Körper ab. Du musst dich vielleicht erst dran gewöhnen. Das blöde ist ja an ihnen, dass sie wegen Chris dieselben Fähigkeiten haben. Und ich wurde als Austauschschülerin geschickt, ich bin für zwei Jahre da. Weiß jetzt aber nicht, ob der Bote das zurücksetzt, oder nicht. Kann ja sein. Muss nicht sein. 


Egal, sonst noch Fragen? Ich muss noch das Korsett anprobieren." 

"Korsett? Du hast mit dem Boten vorhin doch über einen Ball oder so gesprochen, nicht?" erinnerte ich mich wage. Ich war wirklich nicht begabt in Sachen wie Feiern, Massenveranstaltungen oder eben Bälle. Sicher konnte sie sich das auch denken, kannten uns immerhin nun schon zwei Tage und hatten zumindest einen oberflächlichen Einblick gewonnen. "Worum genau gehts da?"