Reso Seven - Infizierte Welt

Ich half meiner Schwester sich hinzusetzen und versuchte ihr Luft zuzufecheln, auch wenn das etwas peinlich aussah.
"Warte hier...ich bin gleich wieder da. Keine Angst SIE werden dir nichts tun" meinte ich und versuchte zu vertrauensvoll wie möglich zu klingen. SIE waren natürlich die Infizierten, es war nur ein kleiner Bilderaustausch der gereicht hatte. Sie waren alle samt gutartig, im Unterbewusstsein, doch leider nicht äußerlich.
Ich konzentrierte mich auf den Platz wo ich hin wollte und verschwand, hinteließ nur eine leicht sichbare schwarze Rauchwolke. Ich hatte auf dem Weg hierher eine Apotheke gesehen und da war ich nun aufgetaucht. Schnell suchte ich das Asthma Spray und auch Insulin zusammen, genug um Monate durchzukommen. Die Jets waren weg und ein Teil der Stadt war bereits vernichtet, doch ich war mir sicher sie kamen wieder. Ich verschwand abermals und tauchte nach gut 15 Minuten Abwesenheit wieder bei meiner Schwester auf und hielt ihr das Spray hin. Krampfhaft unterdrückte ich Schmerzensschreie die ich aus der Wunde spürte, wie jedesmal wenn ich die Fähigkeit benutzte. Nur es war drei mal schlimmer als gestern, scheinbar musste ich Zeit zwischen den Sprüngen vergehen lassen.

Ich schaute sie panisch an, die Angst, während ihrer Abwesenheit von Zombies angefallen zu werden schnürte mir noch mehr die Brust zu, doch ich nickte.
Im nächsten Moment schon war Selina in einer schwarzen Rauchwolke verschwunden und ich lehnte mich erschöpft an die Wand. Ich schloss die Augen, versuchte mich zu beruhigen und mich an das zu erinnern, was ich in der Asthmaschulung gelernt hatte.
Ich spreizte die Oberschenkel leicht, stützte meine Arme drauf und schob die Lippe vor, eine Kombination aus Kutschersitz und Lippenbremse, welche das Atem erleichtern sollte. Tatsächlich funktionierte es, das schlimmste, was einem bei Asthma eigentlich passieren konnte, war Panik zu bekommen, denn dadurch würde man nur noch mehr Atemprobleme bekommen.
Die nächste Zeit saß ich einfach weiterhin in dieser Stellung, die Zombies ignorierten mich alle, weswegen ich einfach wieder die Augen schloss und darauf wartete, dass Selina wieder kam.
Nach knapp einer Viertelstunde kam sie schließlich wieder, drückte mir das Spray und auch Insulin in die Hand. Ich stand auf, holte ein paar Mal Tief Luft und inhalierte dann den Arzneistoff ein.
Zwar hatte ich sowieso wieder besser Luft bekommen, doch das Spray schadete nie.
"Danke..ist alles okay mit dir?"

Ich nickte nur schwer atmend. Gar nichts war in ordnung, aber ich wollte meiner Schwester auch keine Sorgen machen.
"Ich bin okay...wir sollten los, das Militär wird vermutlich bald den Rest der Stadt zerlegen" meinte ich und versuchte meiner Schwester aufzuhelfen. Ich war erstaunt das die Zombies wirklich intelligenter waren als man sonst dachte...hieß das etwa das es eine Chance auf Heilung gab. Ich mein, es wäre nur logisch, wo noch Menschenverstand in diesen armen Kreaturen hausten.

Auch sie atmete schwer, sicher hing das wieder mit dem Biss und der Teleportation zusammen, doch noch mehr Zeit konnten wir nicht vertrödeln. Ich nahm ihre Hand und lief los, es ging mir schon viel besser.
Nach kurzer Zeit schon wurde ich langsamer, jedoch nicht weil ich wieder Atemprobleme hatte, sondern weil ich etwas roch. Panisch riss ich die Augen auf, suchte verzweifelt nach einem Ausgang, fand jedoch keinen. "Verdammt Selina! Wir müssen hier raus, die wollen uns hier unten ausräuchern!"

Überrascht riss auch ich die Augen auf. Die Flammen drangen von hinten auf uns zu und machten etliche Infizierte zu kleinen Aschekörnern.
Abermals konzentrierte ich mich unter Schmerzen und teleportierte uns Beide in einen Wartungsraum am Ende des Ganges der halb offenstand. Schnell schloss ich die Tür hinter mir als wir dort ankamen und merkte wie die Tür heißer wurde...doch sie hielt stand. Ich drehte mich um zu meiner Schwester, stolperte dann aber zu Boden. Ich konnte meine Beine nicht mehr spüren und auch meine Wunde schmerzte noch stärker, ich spürte förmlich das ich es übertrieben hatte.

"Selina! Du darfst dich nicht so überanstrengen!", mir war klar, dass das nichts nützte, sie tat es ja immer nur, um zu helfen, doch trotzdem würde es nicht viel bringen, wenn sie sich damit irgendwann selbst tötete.
Behutsam hob ich sie hoch und verließ den Raum durch eine zweite Tür, welcher zu einer Treppe führte. Ohne zu wissen, wohin sie uns bringen würde, hetzte ich sie hinauf und kam schließlich in einem anderen Raum heraus. Beziehungsweise..es war etwas, was vor ein paar Stunden vermutlich noch ein ganzer Raum gewesen war, nun standen nur noch knapp drei der vier Wände, die Möbel brannten oder waren schon zu Asche zerfallen.
"Und wo wollen wir jetzt hin?"

Durch die fehlende Wand konnte man nach draußen schauen. Die Straßen brannten Lichterloh und die meisten Gebäude waren zerstört, nur einige kleinere, die zwar mehrstöckig aber doch einen guten Überblick schufen, bleiben bestehen.
"Tut mir leid...wir wären verbrannt hätte ich das nicht gemacht." murmelte ich zu und versuchte mir selbst einen guten Grund zuzureden, vermutlich war meine Schwester total besorgt, wenn nicht gar wütent um mich deswegen, aber was hätte ich tun können?
Meine Beine kribbelten und ich hatte langsam wieder Gefühl darin auch wenn ich noch lange nicht alleine laufen konnte.

Ich schüttelte leicht den Kopf, ich wusste ja selbst, dass wir gestorben wären, wenn sie es nicht gemacht hätte, aber trotzdem war das zu gefährlich für sie.
"Ist ja nicht weiter schlimm, ich mach mir doch auch nur Sorgen..aber wo wollen wir denn jetzt hin?"

"Der Nachrichtentyp hat doch gesagt das das Militär in Norwegen ist...vielleicht sollten wir dahin...aber was ist denn mit Tante Inge?" fragte ich leicht verzweifelt. Bei dem Anblick der brennenden Straße hielt ich es kaum für möglich das jemand ohne solche Kräfte wie bei mir es überhaupt überlebt haben könnte.
Ich zitterte am ganzen Körper, hatte wieder diese Kopfschmerzen und vermutlich auch das Fieber. Vielleicht hatte Franzi ja recht ich musste mich zurückhalten, es brachte nichts wenn sie mich am Ende auch noch tragen musste.

"Ich glaub kaum, dass dich das Militär mit deiner Bisswunde einlassen würde..vermutlich würden die dich sofort abknallen..und was Tante Inge angeht..sie musste ja wohin, vielleicht war sie da in Sicherheit..", zwar klang das nicht sonderlich überzeugend, aber immerhin blieb ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Ich betrachtete Selina, ihr schien es wieder viel schlechter zu gehen. Das Beste wäre vermutlich, sie in ein Krankenhaus zu bringen, doch die Frage war, was sie mit ihr machen würden.

Ich nickte nur leicht...ersteres hatte ich nicht bedacht, aber natürlich würden die mich sofort erschießen. Ich dachte an dieses grässliche Infektionsmal, vielleicht gab es ja ein Labor oder so für solche Fälle? Menschen waren alles andere als dumm, vermutlich suchten sie schon lange nach einem Gegenmittel und vielleicht konnte ich dem ja beitragen. Doch ich fürchtete mich leicht vor etlichen Experimenten die man mir antun könnte.
"Ich hoffe es doch...du solltest vielleicht ohne mich nach Norwegen gehen, da bist du sicher. Wenn du bei mir bleibst führt das nur dazu das du dich gefährdest..." meinte ich besorgt.

"Ja sicher und was passiert mit dir? Wirst als Versuchskaninchen benutzt oder gleich erschossen, ich werd dich sicher nicht alleine lassen!", trotzig verschränkte ich die Arme und setzte mich auf den Boden.
"Entweder ich bleibe mit dir hier oder wir gehen zusammen irgendwo hin, vielleicht nicht unbedingt Norwegen."

"Aber..." Ich schaute sie bittend an. Sie sollte nicht wegen mir weiterhin leiden oder in Lebensgefahr schweben. Würde man mich entdecken, würde man auch sie töten, dessen war ich mir sichter.
"Wohin dann? Es gibt nirgendwo einen sicheren Ort und die Infizierten hören nur auf mich solang sie keinen Hunger verspüren. Und was denkst du was passiert wenn kein Mensch mehr da ist?" schluchzte ich. Vielleicht würden sie mir ja nichts tun und sich vorher gegenseitig zerfetzten. Aber was war mit meiner Schwester?

"Ich weiß es ja auch nicht, aber das Letzte was ich machen würde, ist dich zurück zu lassen.", ich ignorierte ihren flehenden Blick, sie konnte doch nicht von mir erwarten, dass ich sie einfach so zurück ließ.
Lieber würde ich sterben, als freiwillig meine Schwester im Stich und den Zombies zu überlassen.

"Ich würde es mir nie verzeihen wenn dir etwas wegen mir passieren würde! Bitte..."
Natürlich liebte ich sei und wollte sie nie wieder loswerde, aber wenn das bedeutete das sie in Frieden und ohne Angst leben konnte, war es das wert. Mein Leben war ohnehin wertlos, jeder würde mich nur als die "Infizierte" betrachten und nie würde jamls mehr jemand zu mir vertrauen aufbauen. Ich hatte alles verloren, nur meine Schwerster wollte ich in Sicherheit wissen.

"Denkst du, ich könnte mir verzeihen, wenn dir was passiert? Selbst wenn die Zombies dich in Ruhe lassen, weißt du nicht, was die anderen Menschen mit dir machen!", mein Ton duldete keine Widerrede mehr und um das noch zu bekräftigen, stand ich wieder auf und schaute mich nach einem Auto um, welchen womöglich noch nicht explodiert ist.
Tatsächlich entdeckte ich zwischen ein paar Mauerresten eines, offensichtlich war das einmal eine Garage gewesen und somit hatte das Auto nicht allzu viel abbekommen. Ich packte kurzerhand Selinas Hand und zog sie hinter mir her, zwar darauf bedacht, nicht zu brutal zu sein, jedoch trotzdem bestimmt.
Ich öffnete die Beifahrertür und half ihr einsteigen, dann setzte ich mich selbst auf den Fahrerplatz und sperrte zu, sicher war sicher. Zwar befürchtete ich eher, dass Selina aus dem Auto springen würde, als einen Angriff von möglichen Überlebenden oder auch des Militärs.

"Ich hab doch eh nichts mehr zu verlieren, kein Mensch würde mich aktzeptieren und dich damit auch nicht."
Ich versuchte keinen Widerstand zu leisten, als mich meine Schwester zu einem scheinbar heilem Auto schleppte, wusste ich doch das ich mich eh nicht mit ihr in Sachen stärke messen konnte. Mir tat der Arm weh als sie mich so zerrte, obwohl man sah das sie mir nicht allzu wehtun wollte. Als sie mich dann im Auto auch noch einsperrte, verschränkte ich die Arme.
"Was soll das denn jetzt? Ich bin doch kein Tier das einfach so wegläuft...scheinbar bin ich es ja doch" Der letzte Teil bezog sich auf die Infektion und beleidigt schaute ich aus dem Beifahrerfenster.

"Naja sorry, aber im Moment würd ichs dir sogar zutraun..", entschuldigend sah ich sie an und startete dann den Motor.
Geschickt manövrierte ich es aus den Trümmern, die einst die Garage gewesen waren und fuhr die Hauptstraße entlang, welche bereits einige Risse aufzuweisen hatte.
"Wie wollen wir eigentlich von hier wegkommen? Ich mein, spätestens jetzt werden sie die Brücke verbarrikadiert haben, vielleicht haben sie sie auch gesprengt, dass ja niemand hier wegkommt.."

"Woher soll ich das denn wissen? Ich bin für dich ja scheinbar eh nur ein DING." grummelte ich beleidigt und starrte weiterhin aus dem Fenster, so hatte ich Franzi ja noch nie erlebt, ich würde niemals etwas tun das ihr schaden könnte und lebensmüde aus dem Auto springen würde ich auch nicht, schließlich konnte ich mich teleportieren. Seufzend über das mangelnde Vertrauen sah ich mir nur die vielen Trümmer und Leichen auf den Straßen an, das Militär war nicht viel menschlicher als die Infizierten hier.

"Jetzt halt mal die Klappe! Du bist kein DING, du bist meine Schwester! Tut mir Leid, wenn ich mir Sorgen um dich mache!", ich schrie sie beinahe an, aber ich war gerade wirklich wütend. Vorher wollte sie noch, dass ich sie zurück ließ und jetzt war sie beleidigt, dass ich das Auto zuschloss.
Wütend trat ich das Gaspedal durch und bretterte durch die Stadt, es war mir egal, wen oder was ich überfuhr, ich wollte hier einfach nur weg.

"Fein..." meinte ich als sie mich so anschrie. Ich spielte mit dem Gedanken einfach zu verschwinden, ließ es aber fallen, das wäre im Endeffekt auch keine Lösung. Ich stützte leicht mein Arm auf der Lehne ab und schaute nach draußen, eine Träne rollte durch mein Gesicht doch ich wollte nicht das meine Schwester dies sah, wollte ihr nicht zeigen wie sehr mich das alles doch traf.
Das sie so bretterte war auch nicht beruhigend, würde sie jetzt einen Unfall bauen war es auch egal was wir machten, bei der Geschwindigkeit wäre ein Aufprall tötlich.

Genervt verdrehte ich die Augen und machte eine Vollbremsung. Schön, wenn du dich eingesperrt fühlst, dann geh doch! Du bist doch grad sowieso nur genervt von mir! Aber wenn du jetzt gehst, glaub mir, dann bist du nicht mehr meine Schwester!", wütend fauchte ich sie an und entriegelte die Türen.

"Schön dann bin ich das nicht mehr..." keifte ich zurück, es war die einzige Möglichkeit sie in Sicherheit zu wissen. Es knallte und nur noch die Rauchwolke im Wagen zeugte von meiner ehemaligen Anwesenheit. Ich war an einem Supermarkt wieder rausgekommen und hatte Tränen in den Augen. Doch dann lief ich, lief einfach nur so weit ich konnte in Richtung Westen wo wir hier kamen, wenn die Brücke noch existierte, hatte ich eine Chance zu überleben, andernfalls würde ich hier bleiben müssen.

Für den Moment wusste ich nicht, was ich fühlen sollte, doch mir war klar, dass ich das später noch bereuen würde.
Noch wütender wie zuvor trat ich aufs Gaspedal und bretterte weiter durch die Straßen, bis ich schließlich an der Brücke ankam.
Wider aller Erwartungen war nirgends Militär oder sonst was zu sehen, ich warf noch einen kurzen Blick in den Rückspiegel, dann trat ich aufs Gaspedal und überquerte die Brücke.

Ich schlenderte über die Westbrücke, sie war wirklich noch heil gewesen, doch ich musste mich immer wieder verstecken, als Hubschrauber über das Gebiet umher flogen. Es dauerte nicht allzu lange, da war ich auf der anderen Seite. Ich hatte auf Plakaten gelesen das ein biochemisches Labor in Kiel aufgebaut wurde. Dort musste ich hin, auch wenn es lange dauern würde dort zufuß hinzulaufen. Aus dem Grund fuhr ich per Anhalter dort hin, diesmal war es eine Frau und bei ihr fühlte ich mich relativ sicher das ich nicht schon wieder...nunja. Ich schüttelte nur den Kopf und schaute die ganze Fahrt nur abgelenkt aus dem Fenster.